Siegburger Schriftenreihe
Ansatzpunkte für erfolgreiche Inklusion von Kindern- und Jugendlichen mit (drohender) Behinderung
– eine Studie aus Sicht der Betroffenen
Mit Einführung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) Ende 2016 wird das Ziel verfolgt, Menschen mit und ohne Behinderung gleichberechtigte Teilhabemöglichkeiten am politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und
kulturellen Leben zu ermöglichen.
Von den Bemühungen um das Thema Inklusion in Kindertagesstätten und Schulen sind nicht nur die Kinder und
Erzieher*innen oder Lehrer*innen betroffen. U.a. sind auch die Eltern und Einzelfallhilfen (z.B. Inklusionskräfte) der
Kinder mit Behinderung als direkt von Inklusion Betroffene zu nennen.
Das Thema Inklusion in Schulen oder Kindertagesstätten wird in der Öffentlichkeit, vor allem aber unter Fachkräften
sowie Eltern, allerdings nach wie vor kontrovers diskutiert (vgl. Aktion Mensch e.V. 2019, 5). Es wird deutlich, dass Inklusion ein vielschichtiger und vieldeutiger Begriff ist.
Damit der Blickwinkel aller Beteiligten im aktuell laufenden Diskurs berücksichtigt wird, wurden im Rahmen dieser
Untersuchung Eltern von Kindern mit Behinderung und herausforderndem Verhalten als Stellvertreter*innen
für ihre Kinder und Inklusionskräfte danach befragt, wie wichtig sie ausgewählte Faktoren für Inklusion einschätzen und wie zufrieden sie damit in der jeweiligen Einrichtung ihres Kindes sind.
Autismustherapie für Kinder- und Jugendliche als Teil eines komplexen Hilfesystems
Sicht der betroffenen Eltern auf Abstimmung und Koordination im Hilfesystem
Die Autismustherapie für Kinder und Jugendliche hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Eine Autismus-Spektrum-Störung (ASS) geht mit vielschichtigen und tiefgreifenden Beeinträchtigungen im sprachlichen, sozialen und kommunikativen Bereich einher. Aufgrund der Komplexität der Beeinträchtigung stehen Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störung oft im Mittelpunkt eines Netzes von Institutionen und beteiligten Hilfen, die sie, neben den Eltern und Autismustherapeut*innen, unterstützen.
Um als wirkliches Hilfesystem das Kind bzw. den/die Jugendliche*n in seiner/ihrer Gesamtheit zu unterstützen, ist eine inhaltliche Abstimmung und organisatorische Orchestrierung der unterschiedlichen Hilfen von zentraler Bedeutung.
Erst durch einen gezielten interdisziplinären Austausch kann sich der Nutzen der verschiedenen Hilfen optimal entfalten.
Ziel dieser Studie ist es zu untersuchen, inwieweit der Austausch in Form von Abstimmung und Orchestrierung der Hilfen im Autismusbereich in der Praxis stattfindet. Als Stellvertreter*innen ihrer Kinder stehen die Eltern mit ihren Kindern im Zentrum der Hilfen. Die Befragung soll ermitteln, wie wichtig die Eltern ausgewählte Faktoren im Rahmen der Zusammenarbeit des Hilfesystems einschätzen und wie zufrieden sie damit im jeweiligen Kontext ihrer Autismustherapie sind. Insbesondere auf den Austausch zwischen Autismustherapeut*innen und anderen Hilfen sowie den Einbezug der Eltern in die Autismustherapie wird genauer eingegangen.
Anwendung des Fachkräftegebots gemäß § 72 SGB VIII in der Inklusionsbegleitung – was macht Sinn?
Studie über die Aufgaben und Qualifikationsanforderungen von Inklusionsbegleitungen in NRW
Seit der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes in der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 2016 ist der Bedarf an Leistungen im Rahmen der sog. Eingliederungshilfe sprunghaft angestiegen. In diesem Zusammenhang hat sich auch der Bedarf an Einzelfallhilfen im Eins-zu-Eins-Setting (Inklusionsbegleitung) von Kindern- und Jugendlichen mit (drohender) Behinderung in Schulen und Kindergärten gemäß § 112 SGB IX bzw. § 35 a SGB VIII stark erhöht.
Die Frage, ob die Inklusionsbegleitung der betroffenen Kinder- und Jugendlichen ausschließlich von pädagogischen Fachkräften im Sinne des Fachkräftegebotes gemäß § 72 Abs. 1 SGB VIII durchgeführt werden sollte oder ob auch pädagogische Nicht-Fachkräfte für die Leistungserbringung in Frage kommen, wird seitdem heftig diskutiert.
Das Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, das Einsatzfeld der Inklusionsbegleitung näher zu beleuchten. Dazu werden Personen, die den Beruf der Inklusionskraft aktuell ausüben, dazu befragt, welche konkreten Aufgaben sie im Arbeitsalltag durchführen. Zusätzlich wird gefragt, ob sich die Aufgaben von Fachkräften und Nicht-Fachkräften in der tatsächlichen Arbeit aus Sicht der Inklusionsbegleitungen selbst unterscheiden. Darüber hinaus werden sie dazu befragt, welche Qualifikationen (u.a. persönliche Eignung, pädagogische Ausbildung, praktische Erfahrungen) als wichtig bzw. unwichtig für die Ausführung ihrer Tätigkeit erachtet werden. Die Studie soll einen Beitrag zur Klärung der Frage leisten, ob die Arbeit einer Inklusionsbegleitung tatsächlich durch eine pädagogische Fachkraft ausgeführt werden sollte oder ob auch Angehörige anderer Berufsgruppen (Nicht-Fachkräfte) genauso gut geeignet sind.
Durch inklusive Praxis Teilhabe von Kindern mit Behinderung ermöglichen
Gestaltungsfelder der sozialen Arbeit und der Heilpädagogik zur Realisierung einer inklusiven Gesellschaft
Die UN-BRK fordert ein Recht auf Teilhabe und einen Abbau institutioneller Barrieren für Menschen mit Behinderung. In diesem Sammelband werden in acht verschiedenen Textbeiträgen unterschiedliche gesellschaftsrelevante Perspektiven auf Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung aus sozial-, heil und inklusionspädagogischer Forschung und Praxis eröffnet, um so einen Beitrag zur Ausgestaltung inklusiver Praktiken zu leisten. Dabei werden Spannungsfelder sichtbar gemacht, Lösungsideen diskutiert und konkrete Handlungsempfehlungen formuliert.
Aus dem Inhalt:
- Kinderschutz als Thema der Sozialen Teilhabe
- Transdisziplinäre Inklusionsarbeit – ein Schlüssel zur Realisierung von Teilhabechancen
- Nachhaltigkeit inklusiv gestalten: Kinder- und Jugendliche mit Behinderung im Fokus
- Gelingende Inklusion am Beispiel von Grundschulen in England
- Portfolios zur Förderung von Inklusion
- Die Mehrdimensionale Reflexive Pädagogik und Didaktik
- Was unterschiedet eine pädagogische Fachkraft von einer Nicht-Fachkraft in der Inklusionsbegleitung?
- Abstimmung und Koordination von Hilfen in einem Hilfesystem von Kindern und Jugendlichen mit Autismus-Spektrum-Störung